Max Dauthendey (1867-1918) - Liebesgedichte Deine Schönheit ist meine Harfe
Auf den Apfelbäumen ist ein rosiges Gedränge, Die Blüten sind weich wie dein Nacken Und rund wie deine Wangen; Die Apfelbäume haben es von dir gelernt, Sich süß zu schmücken, sie verlernen es nie mehr. Deine Schönheit ist meine Harfe, Du bist unendlich schön, mein Lied sei ohne Ende. Du schlägst die Wimpern nieder, Sie sind mir eine neue Brücke in dein Herz.
Seit ich dich küsse
Ich schaute in den Garten, da schaute mir die Glut einer Rose entgegen, Ich fühlte sie aus der Ferne in meiner Hand wie deine Liebe. Seit ich dich küsse, geht die Zeit der Rosen nicht aus, Der Garten lacht mit roten Lippen wie du. Tag und Nacht sind kaum ein Fächerschlag, Und ein Jahr ist nur ein Hahnenschrei, Ich lebe es mit geschlossenen Augen.
Ach, Lippen, haltet kaum Rast
Es quillt aus dem Abend hervor Der Kräuter und Gräser Geruch, Als duften Sträuße verdorrt In einem uralten Buch. Beim Weg am Berg empor Dunstet das Heu gemäht, Rauscht eine Sense noch spät, Und Wolke bei Wolke lauscht. Im Garten am Pflaumenbaum Schütteln zwei Hände am Ast. Ja, ein Sommer ist bald verpraßt. Ach, Lippen, haltet kaum Rast, Und küßt auch noch im Traum.
Deine Brüste an meiner Brust
Deine Brüste an meiner Brust. Die Seelen öffnen ihr Grab. Ich sah durch die geschlossenen Augen, Die Sonne sank in dir hinab. Ich sah noch hinter der Sonne die Tiefen, Den Urweltraum, wo alle Lebenskeime schliefen. Sehr einfach still war es umher, Und wir waren unendlich groß, Wir waren alles und wußten nichts mehr, Wußten bloß, daß wir selig waren.
An deinen Brüsten die Stunden
An deinen Brüsten die Stunden, Die Stunden in deinen Armen Sind zeitlos weit. Ich kenne die Erde nicht mehr, Wenn ich von dir wieder zur Erde gehe. Die Straßen so seltsam, Schwarz, nachtkühl in den Morgenstunden, Schwülgelb der Laternenschein, Die Straßen leer, und ich so allein, Und doch gehen tausend Dinge Neben mir her. Meine Schritte klingen, Und die Augen von tausend Dingen Sehen nach mir.
An deinen Lippen
Deine Küsse halten mich glühend wach, Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach. An deinen Lippen wird's Blut mir rot, Mein Herz springt ins Feuer, mein Auge loht. Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen Im letzten Himmel verschwinden müssen.
Alles wird wertlos
Als ich Abschied nahm von deinem Mund, Hielt mich noch dein Haar wie Arme fest; Ich ward stumm von der Stille jener Stund, Und von deiner Träne blind, Die mich nicht meht verläßt. Wenn du mich verläßt, Kann mein Herz nicht fliegen, Und sitzt wie ein nasser Vogel im Nest. Sonst seh ich in alle Kammern hinein, Doch wenn du mich verläßt, Steh ich an Türen von Stein. Alles wird wertlos, Auch's Gold in der Hand, Und die Sehnsucht führt mich Hinkend durchs Land.
Dein Haar ist mein zärtlichstes Kissen
Und schmückt dein Haar meine Kissen, Wie wird die Welt mir so gut; Deinem Haar verschrieb ich mein Blut, Deinem Haar, das im Dunkel noch lacht, Und das der Leidenschaft Geste Stumm wie das Feuer nachmacht. Dein Haar schreibt viel brennende Zeilen, Dein Bett ist der heißeste Brief; Dein Haar ist mein zärtlichstes Kissen, Auf dem meine Sehnsucht entschlief.
Deine Küsse, deine Brüste, deine Arm
Deine Küsse, deine Brüste, deine Arme Pressen noch lüstewarm meinen Leib. Dein Blut, dein Fleisch Ruht noch lüstewarm an mir. Meine Schritte schallen, Meine Schritte fallen härter von Stein zu Stein, Die Erde nimmt mich in ihre Mitte, Verwundert fällt es mir ein: Wir lagen draußen im Weltenraum, Wir beide allein.
Deine Locken
Ich wühlte gern hitzig in deinem Haar, Sage mir: reden die Locken wahr? Die Locken werfen sich voll und rund Wie tolle Bäche an meinen Mund. Und jeder Lockenleib wild sich rollt, Als ob er mit Glut mir zufliegen wollt. Ich möchte vor Lust mein Herz zerbrechen, Mit tausend Splittern zu dir sprechen.
Der Liebsten Mund ist's Reiseziel
Ein funkelnd Bächlein schiebt durchs Tal, Und leise Melodie es gibt, Mir scheint, daß es das Wandern liebt. Die Tanne aufgepflanzt dransteht, Ihr Wipfel gern im Himmel tanzt, Ihr Leben nicht vom Flecke geht. Gern wie der Bach ich wandern will, Der Liebsten Mund ist's Reiseziel, Dort steh' ich wie die Tanne still.
Des hab' ich mich noch nie bedankt
Des hab ich mich noch nie bedankt, Daß deine Hände nach mir langen Und deine Lippen mich empfangen, Daß in den Hügeln deiner Brüste Ich mir fürs Leben Sehnsucht küßte, Und gern mein Herz nach deinem krankt. Des sei die Stund, die dich vollbracht, Die dich zur Liebeslust erdacht, Von jeder neuen Stund bedankt.
Die Herzensfrau
Der Mittag liegt mit mir im Gras, Die Wolken ziehn tiefblaue Straß, Die Welt ist grün und weiß und blau, Zu mir setzt sich die Herzensfrau. "Rot," spricht sie, "ist die ganze Welt, Wenn man zum Kuß den Mund hinhält.
Die Leiern der Wollust
In kleinen Cafés, hinter farbigen Scheiben, ist ein Treiben von Kastagnetten und Tamburinengeklingel Und vom Getingel der Silber- und Glasperlenketten an fetten, üppigen Frauen, Die sich aufgestellt, wie fleischige Pflanzen, die sich im Blauen aufbauen Und sorglos und ohne Gedanken für die vier Winde tanzen. Von ihren Gesichtern fiel Schleier und Binde, und doch sind sie nur wie lächelnde Blinde Und stehen da zur irdischen Feier fürs Blut und sind der Wollust Leier Und tun den Fingern der Männer gut, die, ohne nach Herzen zu fragen, Versteckt wie die Wilddiebe, lüstern und schonungslos jagen. Wie den Hengsten die Nüstern zittern, wenn sie die Stuten wittern, So drängen sich unter Flüstern, zwischen roten düstern Feuern, zwischen Häuserschatten und Mond, Die Männer in Massen hin in den Gassen und zwischen Gemäuern. Es ist ein Kichern und Fassen, und gelassen in den Fensterbogen wogen die Busen der Frauen, Und auf den Treppen, an jedem Haus, sitzt, in hellen Kleidern, Schar bei Schar, Sieht unverlegen und klar hinaus und hält geöffnet zur Wollust Busen und Haar.
Die letzte Sonne sah uns ins Gesicht
Wir saßen am Feldrand und sahen ins Land, Die Erde schien ausgestreckt wie eine schwielige Hand, In ihren Runzeln und Hügeln ein Haus manchmal stand. Die letzte Sonne sah uns ins Gesicht, Sie färbte uns bräuner mit bronzenem Licht; Wir wurden wie Köpfe, die man auf Münzen sticht. Dann versanken die Bäume und wichen aus, Die Felder verlöschten, es schwand Dorf und Haus, Und die Mondsichel wuchs aus den Ähren heraus. Es raschelt im Korn und knirscht noch ein Stein, Es fielen noch Rufe ins Dunkel hinein, Dann durften wir Schulter an Schulter im Endlosen sein.
Die Liebe
Ach, gibt es ein göttlicher Weh als die Liebe, Gibt es ein köstlicher Glück als ihr Leid, Streift sie auch nur mit dem Finger dein Kleid Mitten im sinnlosen Straßengetriebe! Liebe fühlt fein, wie ein Nackter im Grase, Liebe im Aug' sieht den Winter noch grün, Macht auch den Waffenlosen todkühn Und trutzig dein Herz zum Prellstein der Straße. Mehr als die Weisen kann Liebe begreifen, Liebe gibt tausend Glühlampen dem Geist, Liebe hat alle Sternbahnen bereist, Liebe ist rund um das Weltall ein Reifen. Mit dem Liebe gerungen, der nur ist Ringer, Wer um Liebe gelitten, der nur hat Ruhm; Wer die Liebe verschwiegen, der nur war stumm; Wer aus Liebe gesungen, der nur war Singer.
O, zu kurz ist der Küsse seliges Leben
Die Luft war stumm, die Vögel schliefen, Nur die Wünsche, die tiefen, gingen noch um. Wir sind zum Abendhimmel auf den Berg gegangen, Deine Wangen waren in Scham getaucht und mit Feuer behangen. Viel Blumen saßen um uns dicht beisamen, Wie junge Schwüre, die mit uns zum Himmel kamen. Du hast mir deine Lippen wie Blut gegeben, O, zu kurz ist der Küsse seliges Leben!
Die Nachtigallen loben dich
Wie die Wolken an der Erde hängen Tag und Nacht, So umdrängen dich meine Gedanken. Die Nachtigallen loben dich, Und ich schreibe ihre Lieder ab. Du stehst wie eine Anemone in den Steinfeldern, Ihre Blütenwangen ziehen meine Hände an. Nie haben sich Bienen so süß genährt Wie meine Lippen.
Die Sehnsucht peitscht
Die Sehnsucht peitscht mit scharfem Dorn, Sie reitet mich wild Und gibt mir den Sporn, Und ob mein Herz streitet, Sie macht mir die Hände zu Hufen aus Horn Und rennt mit mir durch die Wände. Die Sehnsucht, sie ist wie Salz im Meer, Die Zunge wird mir bitten, Und Durst klebt schwer In Gaumen und Brust. Und wie der Schaum auf Wellen lebt, So mir die Sehnsucht am Munde schwebt. Wie Wellen, die sich erdrücken müssen, Erdrücken sich meine verlassenen Lippen In Sehnsucht nach deinen Küssen.
Die Uhr zeigt heute keine Zeit
Ich bin so glücklich von deinen Küssen, Daß alle Dinge es spüren müssen. Mein Herz in wogender Brust mir liegt, Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt. Und fällt auch Regen heut ohne Ende, Es regnet Blumen in meine Hände. Die Stund', die so durchs Zimmer geht, Auf keiner Uhr als Ziffer steht; Die Uhr zeigt heute keine Zeit, Sie deutet hinaus in die Ewigkeit.
Die Zeit blieb stehen
Die Zeit blieb stehen seit jener Stunde, Kein Zeiger rückte, keine Sekunde geschah, Die Zeit blieb stehen, seit ich dich sah. Mein Blut entfloh mir, da ging ich in Nacht, Ging sacht meinem Blut nach, Schwer fand ich mich wieder Und seltsam des Mannes Geschick, Ein Blick von dir knickt ihm die Glieder. Es fließt dunkel ein Laut: dein Blut und mein Blut. Ich lausche und fühle schwer, umher ist alles groß und gut.
Du bist mehr als ein Frühling
Der süße Flieder steht nur einmal im Jahr auf dem Baum, Deine Brüste blühen mir jahraus, jahrein, du bist mehr als ein Frühling. Meine Wünsche glänzten wie die Sprossen der Kastanie, Du zogst sie alle an die Sonne, wir sitzen in einem Laubdach Und lachen uns zu im satten Schatten. Wie einen Baum, den der Blitz überfiel, hatte mich die Sehnsucht gezeichnet, Jetzt wohnen deine Bienen bei mir, und meine Augen fließen über von deinem Honig.
Du gabst mir deinen kleinen, weichen Leib
Du gabst mir deinen kleinen, weichen Leib, Du lagst so opfernd still. In deinem Leibe müssen Lippen ruhn, Die sehnen sich, mir wohlzutun Und mein Geschlecht zu küssen.
Du und ich
Du und ich! Wunschlose Seligkeit Strömt deine Nähe über mich. Der Alltag wird zur Sonntagszeit, Unsterblich schlingt das Leben sich Um uns. Und Menschengöttlichkeit Fühl' ich bei dir durch dich. Was einst gewesen, weiß ich kaum. Die enge Welt wird weiter Raum. Und Holz wird Eisen, Eisen Holz Und Stolz wird Demut, Demut Stolz. Gar wunderbare Weisen Singt dann bei seinen Kreisen Mein Blut im Paradies für mich. Es haben alle Wünsche Ruh', Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du. Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
Einst werden Sonn' und Sterne kalt
Du liegst so gut in meinem Arm, So gut ruht nur in mir mein Herz. Wir schweben wie das Feuer fort Und leben nur der Küsse Leben. Einst werden Sonn' und Sterne kalt, Uns hat der Tod vergessen müssen, Und tausend, tausend Jahre alt Leben wir noch in jungen Küssen.
Für dich
Möcht' mich als Staub vor die Füße dir legen, Will dich bewegen wie die Winde das Laub, Wollt' Küsse dir geben, soviel Tropfen im Regen, Liebe ist blind, doch du Geliebte bist taub. Hätte ich Hände, soviel Blätter die Bäume, Sie alle sollten für dich nur sich regen. Für dich sterb ich stündlich im Lied meiner Träume Und kann mich selbst nur im Traum noch bewegen.
Ich leg' meinen Kopf in den Schoß der Geliebten
Gern höre ich Vögel mit runden Kehlen Von jeder Mauer den Winden sagen: Ihr dürft nicht das Lachen nach seiner Dauer Und Liebe nicht nach der Ewigkeit fragen. Und Rosen, versunken in ihren Büschen, Höre ich trunken und lautlos sagen: Liebe ist eine zerbrechliche Krone, Du mußt sie vorsichtig auf Händen tragen. Verwundert seh' ich die zagenden Menschen Noch Fragezeichen zum Nachthimmel tragen; Ich leg' meinen Kopf in den Schoß der Geliebten, Und gelöst sind für Himmel und Erde die Fragen.
Heut abend
Droben am Berglein im Kirschenland Heut abend ich mit meinem Vielliebchen stand, Wo sie manch Schlüsselblümlein fand. Sie winkte an des Bergleins Rand Den Wolken zu mit glücklicher Hand. Frau Venus trat aus der Himmelswand Aufleuchtend, weil sie zwei Selige fand..
Ich küsse die Luft
Ich küsse die Luft, Ich umarme die Wärme der Nächte. Mir ist, es müsse von meinem Harme, meinem Sehnen Aus der Leere dein Auge aufsprießen, Zu mir fließen dein blauender Blick. Sonne brütet, Sommergras glüht, Vom roten Mohn sprüht brünstiger Schein. Ich strecke die Arme, Erbarme dich, Licht, Mich küssen hungrige Nächte.
Dein Leib ist mein Kaiserreich
Ich liege im Kaiserkleide, Mich krönt die goldene Liebe. Ich liege auf Lagern von Seide, Auf Purpur und Hermelin. Um meinen Hals deine Arme Schlingen ein glühend Geschmeide, Auf meiner Stirn deine Küsse Scheinen wie edele Steine. Meine flammende Krone, Sie ist der Sonne gleich, Ich bin Kaiser der Sonne, Dein Leib ist mein Kaiserreich.
Ich war wie die erfrorenen Bäume
Die Glocken läuten in den Stühlen, wenn sich der Mittag stolz erfüllt, So läutet jubelnd mir mein Blut, wenn ich dich küsse und die Sehnsucht stirbt. Ich war wie die erfrorenen Bäume armselig und blind vor der Sonne, Doch als unsere Blicke sich kreuzten, rauchte mein Herz. Wie ein Stahl steckt mir dein Blick in der Brust, Ziehst du ihn aus, muß ich verbluten und sterben.
Ich war wie die erfrorenen Bäume
Die Glocken läuten in den Stühlen, wenn sich der Mittag stolz erfüllt, So läutet jubelnd mir mein Blut, wenn ich dich küsse und die Sehnsucht stirbt. Ich war wie die erfrorenen Bäume armselig und blind vor der Sonne, Doch als unsere Blicke sich kreuzten, rauchte mein Herz. Wie ein Stahl steckt mir dein Blick in der Brust, Ziehst du ihn aus, muß ich verbluten und sterben.
Ich will gern an dir verbrennen
Deine Augen schläfern meinen Willen ein wie der Same des Mohnes, Deine Augäpfel sind durchsichtiger als Tau, Doch ihre Pupillen sind dunkel wie mein Tod. Dein Gang ist königlich, Du bist gewohnt, durch den Himmel zu gehen. Die Sonne könnte mich nicht tiefer stechen Als der Stachel deiner Liebe. Ich will gern an dir verbrennen.
Im Grund deiner Augenn
Im Grund deiner Augen steht meine Welt auf dem Kopf, Dort lächle ich meinen Feinden zu und küsse dem Tod die Finger. Klopfe an mit dem warmen Hammer in deiner Brust, Es ist ein Schatz in meinem Meer. Täglich ging ich hinter dir her, Sammelte deine Worte und deine Gebärde, zog Gold darum Und versteckte sie unter roter Erde in einem roten Meer.
In meinem Ohr wohnt nur dein Name
Das Rot deiner Wange ist ein Bett für mein Auge, Mein Zimmer wird feierlich von der Pracht deiner Haare, Jede Stunde bei dir ist ein Baum voll zärtlicher Blumen. Wenn ich von dir singe, Füllt der Himmel heiter meine Scheiben, Und die Wolken ziehn zufrieden ihren Weg. Wenn ich dich vermisse, Zerrt mein Herz an meiner Kette. In meinem Ohr wohnt nur dein Name, Wie ein Vogel im Bauer.
Nacht und Tag man nur küssen mag
Nun ist es Sommer den ganzen Tag, Den ganzen Tag man nur küssen mag, Und alle die Rosen, die müssen Satt duften zu unseren Füßen. Nun bleibt es Sommer den ganzen Tag, Den ganzen Tag ich im Himmel lag, Dort tat man sich paarweise küssen Und satt lag die Erde zu Füßen. Nun ist es Sommer Nacht und Tag, Und Nacht und Tag man nur küssen mag; Von allen heißen Genüssen Ist Anfang und Ende das Küssen.
Küßte ich zur Nacht
Ach, wie fröhlich und gesund Mich die Liebe macht! Bin der beste Mensch am Tag, Küßte ich zur Nacht. Arbeit tut von selber gehen, Jeder Schritt ist Dank, Reden, die ich reden muß, Red' ich frei und frank. Heller wird mir jeder Tag, Weiß, wohin man sieht, Weiß, wenn's Abend werden will, Wozu das geschieht. Herrlich kommt die dunkle Nacht, Die den Mund mir gibt, Der mich bis zum hellen Tag Unter Küssen liebt.
Liebste
Jeden deiner Schritte möchte ich besingen. Meine Lieder nehmen immer wieder dich in ihre Mitte, Möchten, wie dein Blut, dich rot durchdringen. Heilig sind mir die Sekunden und kurzweilig, Seit ich in dir meine Lust gefunden, meine wache, Seitdem sind die Stunden nicht mehr eine abgetane Sache. Unumwunden möchte ich sie dicken Bänden einverleiben, Mit zwei Händen die Minuten singend niederschreiben, Möchte' mich noch im Lied an deinem Anblick weiden. Möchte dich an jedem Glied, vor den Augen beiden, Wie in einem Liederbache ganz entkleiden. Möchte, daß dich alle Worte meiner Sprache nennen, Gleich wie deiner Kleider Faltenrauschen im Gemache; Lieder, mehr als Ziegel auf dem Dache, Lieder, wie die Atemzüge, die von mir zu dir hinbrennen. Nur in Wollust und in Liebe lernen sich Verliebte kennen.
Will meine Augen mit deinem Haar verbinden
Möchte von deinem langen goldbleichen Haar Ein Lager mir bekleiden. Seide wäre Stroh, Sammet - Igelhaut, Aber dein Haar ist wie ein Wolkenbett, Wie man's am Abend gleißend nur im Äther schaut. Nein, dein Haar ist mehr, ist mehr, Dein Haar ist wie ein Strom der goldenen Maienluft Geschwängert von den Küssen junger Liebe. Will meine Augen mit deinem Haar verbinden, Will erblinden, in seinem Gold erblinden.
Nie war die eine Liebesnacht in deinem Schoß der andern gleich
Nie war die eine Liebesnacht In deinem Schoß der andern gleich, Dein Leib ist ein Septembermond An immer neuen Früchten reich. Die Brüste sind ein Traubenpaar, Und drinnen pochte der junge Wein, Die Augen sind ein Himmelstor Und lassen meine Wünsche ein.
Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett
Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett In deinem schönsten Kleid aus Scham und Blöße, Und draußen kam die Nacht auf atemlosen Schnee, Und auch Gottvater kam in atemloser Größe. Mit vollem Auge hat der Gott geweint, gelacht. Du hast dein Herz und deinen Leib Zur Krone dieser Nacht gemacht.
Seit ich dich küsse
Ich schaute in den Garten, da schaute mir die Glut einer Rose entgegen, Ich fühlte sie aus der Ferne in meiner Hand wie deine Liebe. Seit ich dich küsse, geht die Zeit der Rosen nicht aus, Der Garten lacht mit roten Lippen wie du. Tag und Nacht sind kaum ein Fächerschlag, Und ein Jahr ist nur ein Hahnenschrei, Ich lebe es mit geschlossenen Augen.
Solang ein Weib tut leben
Solang ein Weib tut leben, Wird selig auch der Mann. Sie kann den Himmel geben, In den man kommen kann. Solang ein Weib tut leben, Solang lebt auch der Kuß, Sie kann den Kuß dir geben, Der sich verdoppeln muß. Solang 's ein Weib tut geben, Gibt's keine tote Stund. Wie das Bukett der Reben, Hat sie den Rausch im Bund.
Und deine Füße steigen in mein Bett
Du siehst in die Welt feierlich wie der Abend, Und alle Menschen legen die Hände in den Schoß Und schauen dich an. Du dringst sanft in mich wie die Dunkelheit und weckst die Nachtigall, Und deine Füße steigen in mein Bett, Sie haben nie einen andern Schritt gelernt.
Von dir lachen noch meine Träume
Dein Leib ist reich gewirkt wie ein Feld voll Honig und königlicher Blumen Und kommt weich und heimlich wie der Mond in mein Bett. Von dir lachen noch meine Träume und bewachen dich. Und wie die Hähne kämpfen mit erhitztem Sporn, So töt' ich den, der dich im Traum begehrt.
Weil ich deinen Kuß noch fühle
Schwüle geht im Herzen um, Weil ich deinen Kuß noch fühle. Geh' ums Leben heut herum, Möcht' kein Wörtlein von mir geben, Nur das Herz möcht' mir entschweben, Lippen blieben gerne stumm. Tragen von der Liebesstund Noch die süße Blüte und Alle Glieder sagen warm: Arm macht niemand je mich wieder.
Weiter fällt mir mein Traum nicht ein
Du warst mir nah in meinem Traum, Deine Stirn war weißer als dein Kleid. Ein Kuß allein hatte zwischen uns Raum, Mein Herz fand kaum zum Schlagen Zeit. Ein Blick in deinen Wimpern stand, Wie auf dem Samt ein Messer liegt, So daß ich schön den Tod empfand, Der heiß mit deinen Augen siegt. Und noch ein Blick fiel in mein Blut, Wie eine Rose in den Wein. Weiter fällt mir mein Traum nicht ein, Eh' nicht mein Mund auf deinem ruht.
Wenn deine Arme sich ausbreiten
Wenn deine Arme sich ausbreiten, leuchtet mein Blut und schlägt Feuer. Der Duft deines Haares trägt meinen Verstand fort. Wär' ich dein Haar, warm an dir gewachsen, Ich würde dir auf Brust und Schoß fallen Und immer bei dir liegen.
Wenn wir lieben
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos, Liegen bei den tiefsten Feuern, Sehen dann von Ferne bloß, Daß die Lebensstunden sich erneuern. Werden wie die Gottheit groß, Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten, Wissend alles, was vorüberfloß An den Quellen der Unendlichkeiten. Wissend, liebend jed' Geschehen, Mitgenießend alles, was die Welt genoß, Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen, Untergehend und bestehend Schoß im Schoß.
Wie bräutliche Hecken im Frühling
Von deinem Leib haben die Maienglocken ihren keuschen Geruch, Die Nachtigallen hast du heiß gemacht, Ihr Gesang malt dein Bild. Deine Lippen sind wie Kleeblüten klein und süß an meinem Weg gewachsen. Und drüber glänzt dein Haar festlich Wie bräutliche Hecken im Frühling.
Wie mein Aug' am Sommer hängt
Alle Hecken stehn zerzaust Und der Wind am Wege haust. Tag und Nacht die Regentropfen Auf die kahlen Steine klopfen; Augen meine nimmersatten Nie genug vom Sommer hatten. Wie mein Aug' am Sommer hängt, So mein Mund zur Liebsten drängt.
Meine Zunge wird heiß und beredt für dich
Warm von der Sonne geründet ist dein Leib, und vom Sommer genährt wie die Ähre. Wohl habe ich ein Bett geziert für deinen Leib, aber wo finde ich ein Bett reich genug für dein Herz? Die Blumen bestaunen dich und sterben für dich und machen anderen Platz, die dich sehen wollen. Meine Zunge wird heiß und beredt für dich wie der eiserne Hammer der Glocke.
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